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Leitlinie 2
Berufsethos
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler tragen Verantwortung dafür, die grundlegenden Werte und Normen wissenschaftlichen Arbeitens in ihrem Handeln zu verwirklichen und für sie einzustehen. Die Vermittlung der Grundlagen guten wissenschaftlichen Arbeitens beginnt zu einem frühestmöglichen Zeitpunkt in der akademischen Lehre und wissenschaftlichen Ausbildung. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Karriereebenen aktualisieren regelmäßig ihren Wissensstand zu den Standards guter wissenschaftlicher Praxis und zum Stand der Forschung.
Erläuterungen:
Erfahrene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler unterstützen sich gegenseitig im kontinuierlichen Lern- und Weiterbildungsprozess und stehen in einem regelmäßigen Austausch.
Berufsethos in den Lebenswissenschaften
Die Befassung mit lebenden Organismen bedingt, dass die Berücksichtigung ethischer und rechtlicher Rahmenbedingungen für die Planung und Durchführung von lebenswissenschaftlichen Forschungen von herausgehobener Relevanz sind. Die Planung aller Experimente an lebenden, höheren Organismen findet stets in einem Spannungsfeld zwischen der Aussagefähigkeit der Experimente und der ethisch vertretbaren Belastung eines Organismus statt. Dieses Spannungsfeld spiegelt sich im Berufsethos von Lebenswissenschaftlerinnen und Lebenswissenschaftlern wider. Beispiele der Befassung mit diesem Spannungsfeld finden sich etwa im Berufsethos von Ärztinnen und Ärzten – gerade im Zusammenhang mit Untersuchungen am Menschen (z. B. Deklaration von Helsinki), konkret bei der Durchführung klinischer Studien und in den Rahmenbedingungen für tierexperimentelle Forschung. Bei Forschungsarbeiten an und mit hochpathogenen Organismen und Toxinen sind sicherheitsrelevante Aspekte (Dual Use) zu berücksichtigen und haben entsprechenden Eingang in das Berufsethos gefunden.
Neben der Verantwortung für lebende Organismen sind viele Fragestellungen in den Lebenswissenschaften mit einer Verantwortlichkeit für Ökosysteme sowie unseren Lebensgrundlagen befasst. Auch dieser Aspekt spiegelt sich im Berufsethos der Lebenswissenschaften wider. Besonders offensichtlich wird dies bei der Nutzung genetischer Ressourcen im globalen Kontext und dem damit verbundenen Abkommen Convention on Biological Diversity (CBD), dessen Einhaltung wesentlich das Berufsethos in zahlreichen Feldern der Lebenswissenschaften prägen.
Der vielfach hochkomplexe Forschungsgegenstand im Kontext variabler Einflussfaktoren stellt hohe Ansprüche an die Gewährleistung ergebnisoffener und erkenntnisgeleiteter Forschungsansätze. Eine selbstkritische und zweifelnde Betrachtung und Interpretation von Ergebnissen ist daher in den Lebenswissenschaften von besonders hoher Bedeutung und unabdingbarer Teil der Berufsausübung. Für komplexe Fragestellungen ist außerdem die Bündelung von Kompetenzen unterschiedlicher Disziplinen und Forschungsgruppen unerlässlich. Für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den Lebenswissenschaften ist es daher besonders relevant, sich der Grenzen der eigenen Kompetenzen bewusst zu sein und ggf. Kompetenzlücken zu schließen. Kooperation setzt ein wertschätzendes Verhalten über Disziplingrenzen hinweg voraus.
Mit Blick auf die oben genannten Anforderungen sind Offenheit und Transparenz, die Wahrung von datenschutzrechtlichen Aspekten sowie die konsequente Vermeidung von Interessenkonflikten zentrale Elemente der beruflichen Prägung in den Lebenswissenschaften.
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LL2 (Lebenswissenschaften)
Schlagworte:
BerufsethosDatenschutzDual UseConvention on Biological Diversity