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Leitlinie 4

Verantwortung der Leitung von Arbeitseinheiten

Die Leitung einer wissenschaftlichen Arbeitseinheit trägt die Verantwortung für die gesamte Einheit. Das Zusammenwirken in wissenschaftlichen Arbeitseinheiten ist so beschaffen, dass die Gruppe als Ganze ihre Aufgaben erfüllen kann, dass die dafür nötige Zusammenarbeit und Koordination erfolgen und allen Mitgliedern ihre Rollen, Rechte und Pflichten bewusst sind. Zur Leitungsaufgabe gehören insbesondere auch die Gewährleistung der angemessenen individuellen – in das Gesamtkonzept der jeweiligen Einrichtung eingebetteten – Betreuung des wissenschaftlichen Nachwuchses sowie die Karriereförderung des wissenschaftlichen und wissenschaftsakzessorischen Personals. Machtmissbrauch und das Ausnutzen von Abhängigkeitsverhältnissen sind durch geeignete organisatorische Maßnahmen sowohl auf der Ebene der einzelnen wissenschaftlichen Arbeitseinheit als auch auf der Ebene der Leitung wissenschaftlicher Einrichtungen zu verhindern.

Erläuterungen:

Die Größe und die Organisation der wissenschaftlichen Arbeitseinheit sind so gestaltet, dass die Leitungsaufgaben, insbesondere die Kompetenzvermittlung, die wissenschaftliche Begleitung sowie die Aufsichts- und Betreuungspflichten, angemessen wahrgenommen werden können. Die Wahrnehmung von Leitungsaufgaben geht mit der entsprechenden Verantwortung einher. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie wissenschaftsakzessorisches Personal genießen ein der Karrierestufe angemessenes Verhältnis von Unterstützung und Eigenverantwortung. Ihnen kommt ein adäquater Status mit entsprechenden Mitwirkungsrechten zu. Sie werden durch zunehmende Selbstständigkeit in die Lage versetzt, ihre Karriere zu gestalten.

Verantwortung der Leitung von Arbeitseinheiten in den Lebenswissenschaften

Die Planung von Projekten und das Verfassen von Publikationen sowie die Begutachtung und Bewertung von wissenschaftlichen Publikationen und Projekten nehmen einen großen Teil der wissenschaftlichen Tätigkeit ein. Der Leitung von Arbeitseinheiten kommt eine besondere Verantwortung zu, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bereits frühzeitig die hierfür notwendigen Fähigkeiten und Erfahrungen zu vermitteln bzw. zu ermöglichen. Die Leitung der Arbeitseinheit hat darüber hinaus zu gewährleisten, dass die eigenständigen Arbeitsbeiträge der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in frühen Karrierestufen sichtbar und gewürdigt werden. Hierbei sollte besonderes Augenmerk auf eine adäquate Balance zwischen gehaltvollen, umfassenden Publikationen und solchen, die für frühe Karrierephasen hinsichtlich Umfang und Komplexität realistisch sind, gelegt werden. Als Voraussetzung für die Erarbeitung valider Forschungsergebnisse bedarf es einer intensiven Begleitung der Versuchsdurchführung und Auswertung in Bezug auf Kontrollen, statistische Analysen und die Bildbearbeitung im Kontext der Ausbildungsphase. Besonders relevant ist in diesem Zusammenhang auch ein frühes Heranführen an ethische und rechtliche Fragestellungen. Hier kann die Implementierung von Qualitätsmanagementsystemen hilfreich sein, um eine entsprechende Prozessbegleitung zu organisieren.

Wesentliche Aufgabe der Arbeitseinheit ist es, ein Klima zu schaffen, in dem sich ein offener Umgang mit Fehlern, Nichtwissen und eine selbstkritische Haltung entwickeln kann bzw. aufrecht erhalten bleibt. Hierzu gehört auch eine Sensibilisierung für mögliche Interessenskonflikte. Diese Kultur stellt eine zentrale Voraussetzung für die Vermeidung von wissenschaftlichem Fehlverhalten dar.

Eine Besonderheit in den Lebenswissenschaften stellt die Forschung von klinisch tätigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern dar. Durch Personen, die sowohl in der Patientenversorgung als auch der Forschung tätig sind, kann der Transfer von Fragestellungen aus der Patientenversorgung in die Forschung und von Forschungsergebnissen in die Klinik besonders gut gelingen. Es gehört daher zur Leitungsverantwortung in diesen Bereichen, Ärztinnen und Ärzten neben der klinischen Tätigkeit Zeit für wissenschaftliche Tätigkeiten einzuräumen. Um den erforderlichen Freiraum für die Forschung zu gewährleisten, wird empfohlen, die Möglichkeiten der etablierten (Advanced)-Clinician-Scientist-Programme zu nutzen.

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LL4 (Lebenswissenschaften)

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