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Leitlinie 5
Leistungsdimensionen und Bewertungskriterien
Für die Bewertung der Leistung von Wissenschaftler*innen ist ein mehrdimensionaler Ansatz erforderlich: Neben der wissenschaftlichen Leistung können weitere Aspekte Berücksichtigung finden. Die Bewertung der Leistung folgt in erster Linie qualitativen Maßstäben, wobei quantitative Indikatoren nur differenziert und reflektiert in die Gesamtbewertung einfließen können. Soweit freiwillig angegeben, werden – neben den Kategorien des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes – auch individuelle Besonderheiten in Lebensläufen in die Urteilsbildung einbezogen.
Erläuterungen:
Qualitativ hochwertige Wissenschaft orientiert sich an disziplinspezifischen Kriterien. Neben der Gewinnung von Erkenntnissen und ihrer kritischen Reflexion fließen in die Beurteilung auch weitere Leistungsdimensionen ein. Diese sind zum Beispiel: ein Engagement in der Lehre, der akademischen Selbstverwaltung, der Öffentlichkeitsarbeit, dem Wissens- und Technologietransfer; auch Beiträge im gesamtgesellschaftlichen Interesse können gewürdigt werden. Einbezogen werden auch die wissenschaftliche Haltung des*der Wissenschaftler*in wie Erkenntnisoffenheit und Risikobereitschaft. Persönliche, familien- oder gesundheitsbedingte Ausfallzeiten oder dadurch verlängerte Ausbildungs- oder Qualifikationszeiten, alternative Karrierewege oder vergleichbare Umstände werden angemessen berücksichtigt.
Forschungsbewertung reformieren
In Leitlinie 5 wird hervorgehoben, dass wissenschaftliche Leistungen auf Grundlage nachvollziehbarer Bewertungskriterien beurteilt werden müssen. Diese sollen an den unterschiedlichen Dimensionen wissenschaftlicher Leistung, insbesondere aber an den Aspekten Originalität, Qualität und Relevanz, ausgerichtet sein. Die San Francisco Declaration on Research Assessment (DORA) bietet hierfür einen normativen und praktisch anschlussfähigen Referenzrahmen.
San Francisco Declaration on Research Assessment (DORA)
DORA wurde bereits 2013 zu dem Zweck verabschiedet, einer Leistungsbewertung auf Grundlage einer weitverbreiteten, aber methodisch fragwürdigen Verwendung von publikationsbasierten Metriken, insbesondere des Journal Impact Factor, entgegenzutreten. Der Journal Impact Factor ist ein Indikator für die Zitierhäufigkeit von wissenschaftlichen Artikeln einer Zeitschrift. Um ihn zu ermitteln, werden die Zitierungen in einem gegebenen Jahr ins Verhältnis zur Publikationszahl der beiden Vorjahre gesetzt (Lewandowski 2006). Dieser sei weder geeignet noch ursprünglich dafür gedacht, die Qualität einzelner Forschungsarbeiten oder individueller Karrieren zu messen. Vielmehr berge seine Nutzung strukturelle Verzerrungen, disziplinspezifische Ungleichheiten und Anreize für strategische Manipulation. DORA ruft wissenschaftliche Einrichtungen und Forschungsförderorganisationen daher dazu auf, bei der Leistungsbewertung die Qualität der Inhalte und die Vielfalt der wissenschaftlichen Beiträge in den Mittelpunkt zu stellen.
Der Praxis Guide
Der 2025 veröffentlichte Praxis-Guide „Implementing Responsible Research Assessment at Research Performing Organizations“ konkretisiert die DORA-Prinzipien für Forschungseinrichtungen und bietet handlungsorientierte Anleitungen, Ressourcen und anschauliche Beispiele für die (Weiter-)Entwicklung von verantwortungsvollen Bewertungspraktiken. In Kongruenz zu Leitlinie 5 werden mehrere Dimensionen zur Bewertung von Forschungsleistungen ausdifferenziert. Die dort aufgeführten Bewertungskriterien werden beispielsweise auch um das Kriterium von Beiträgen zur Förderung von Forschungsintegrität ergänzt. Im Praxis-Guide werden überdies bereits existierende Hilfestellungen zusammengeführt. Das referenzierte Researcher Impact Framework unterscheidet beispielsweise zwischen Wissenserzeugung, Förderung von Karrieren und Kooperationen, Unterstützung der Forschungsgemeinschaft und gesellschaftlicher Wirkung; SPACE-Rubric bietet beispielsweise Unterstützung und Strukturierung bei der Selbstbewertung und Weiterentwicklung institutioneller Bewertungspraktiken.
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Leistungsbewertungen