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Der folgende Kommentar bezieht sich auf diese Leitlinie*n

Leitlinie 15

Publikationsorgan

Autor*innen wählen das Publikationsorgan – unter Berücksichtigung seiner Qualität und Sichtbarkeit im jeweiligen Diskursfeld – sorgfältig aus. Wissenschaftler*innen, die die Funktion von Herausgeber*innen übernehmen, prüfen sorgfältig, für welche Publikationsorgane sie diese Aufgabe übernehmen. Die wissenschaftliche Qualität eines Beitrags hängt nicht von dem Publikationsorgan ab, in dem er öffentlich zugänglich gemacht wird.

Erläuterungen:

Neben Publikationen in Büchern und Fachzeitschriften kommen insbesondere auch Fachrepositorien, Daten- und Softwarerepositorien sowie Blogs in Betracht. Ein neues oder unbekanntes Publikationsorgan wird auf seine Seriosität hin geprüft.

Ein wesentliches Kriterium bei der Auswahlentscheidung besteht darin, ob das Publikationsorgan eigene Richtlinien zur guten wissenschaftlichen Praxis etabliert hat.

Predatory Journals und Hijacked Journals

Gemäß Leitlinie 15 sind Autor*innen verpflichtet, das Publikationsorgan für ihre wissenschaftlichen Inhalte sorgfältig auszuwählen. Der besonderen Sorgfalt bei dieser Auswahlentscheidung kommt im Rahmen der Sicherung der wissenschaftlichen Integrität eine essenzielle Bedeutung zu. Insbesondere sollte das gewählte Publikationsorgan im Hinblick auf die internen redaktionellen Qualitätssicherungsprozesse transparent sein und diese nach Möglichkeit auch durch ein externes wissenschaftliches Peer Review ergänzen. Auch wenn der Publikationsort allein kein Kriterium für die Qualität des veröffentlichten Beitrags bzw. der zugrundeliegenden Forschung sein kann, sollte die Veröffentlichung in einem unseriösen Publikationsorgan unbedingt vermieden werden.

Es gibt aber auch Anbieter, die insbesondere aus kommerziellen Interessen auf dem Publikationsmarkt auftreten und potenzielle Autor*innen für Publikationsformate gewinnen wollen, die den genannten Qualitätssicherungskriterien nicht entsprechen. Die Begriffe „predatory journals“ und „hijacked journals“ beschreiben in diesem Zusammenhang je unterschiedliche Erscheinungsformen unseriöser Publikationsorte. Für die betroffenen Wissenschaftler*innen ist Vorsicht geboten, da die Auswahl eines solchen Publikationsortes die eigene wissenschaftliche Reputation beschädigen und auch Rechte Dritter beeinträchtigen kann.

Predatory Journals

Als Predatory Journals (oder allgemeiner: Predatory Publishing) werden unseriöse Publikationsorte bezeichnet, deren Betreiber Publikationsgebühren für mangelnde verlegerische Leistungen erheben. Predatory Journals verfügen in der Regel über keine ausreichende wissenschaftliche Qualitätssicherung oder täuschen diese nur vor. Der Begriff Predatory Journals umfasst dabei ein breites Spektrum von fragwürdigen Publikationspraktiken: von Zeitschriften mit geringer wissenschaftlicher Qualität bis hin zu Zeitschriften mit unlauteren Täuschungsabsichten und aggressivem Geschäftsgebaren.

Hijacked Journals

Hijacked Journals (im Deutschen etwa: gekaperte Journale) sind eine spezielle Form von Predatory Journals. Sie imitieren das Erscheinungsbild seriöser Zeitschriften, indem sie z. B. den Titel (teils in leicht abgewandelter Form), die ISSN, die Mitglieder des Editorial Boards, das Layout der Website und des Journals oder auch die URL einer bereits existierenden (aktiven oder eingestellten) seriösen Zeitschrift übernehmen. Teilweise werden auch Einträge in Zeitschriftendatenbanken so manipuliert, dass von dort aus auf das Hijacked Journal statt auf die Originalzeitschrift verlinkt wird.

Hilfestellungen für die Auswahl des Publikationsortes

Um Wissenschaftler*innen bei der Auswahl seriöser Publikationsorte zu unterstützen, stehen verschiedene Herangehensweisen und unterstützende Hilfsmittel zur Verfügung:

  • Der Austausch innerhalb der wissenschaftlichen Community oder die Inanspruchnahme von Beratungsangeboten an der eigenen wissenschaftlichen Einrichtung können bei der Einschätzung der Seriosität hilfreich sein.
  • Angebote wie „Think. Check. Submit“ oder COPE bieten strukturierte Checklisten zur Beurteilung der wissenschaftlichen Seriosität eines Publikationsorgans.
  • Anerkannte Datenbanken wie das „Directory of Open Access Journals“ (DOAJ), Web of Science oder Scopus listen qualitätsgesicherte Publikationsorte auf.
  • Darüber hinaus können „Negativlisten“ wie der von Retraction Watch kuratierte „Hijacked Journal Checker“ Hinweise auf fehlende Seriosität des Publikationsortes geben.

Der Kommentar gehört zu folgenden Kategorien:

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