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Leitlinie 2
Berufsethos
Wissenschaftler*innen tragen Verantwortung dafür, die grundlegenden Werte und Normen wissenschaftlichen Arbeitens in ihrem Handeln zu verwirklichen und für sie einzustehen. Die Vermittlung der Grundlagen guten wissenschaftlichen Arbeitens beginnt zu einem frühestmöglichen Zeitpunkt in der akademischen Lehre und wissenschaftlichen Ausbildung. Wissenschaftler*innen aller Karriereebenen aktualisieren regelmäßig ihren Wissensstand zu den Standards guter wissenschaftlicher Praxis und zum Stand der Forschung.
Erläuterungen:
Erfahrene Wissenschaftler*innen und Wissenschaftler*innen in frühen Karrierephasen unterstützen sich gegenseitig im kontinuierlichen Lern- und Weiterbildungsprozess und stehen in einem regelmäßigen Austausch.
Scientific Integrity Scouts
In Leitlinie 2 wird die Erwartung formuliert, dass Wissenschaftler*innen aller Karriereebenen ihren Wissensstand zu den Standards guter wissenschaftlicher Praxis regelmäßig aktualisieren. Dabei sollen sie sich in einem kontinuierlichen Lern- und Weiterbildungsprozess wechselseitig unterstützen. Ein regelmäßiger Austausch mit peers ermöglicht es dabei, konkrete fachliche und mit Blick auf die eigene Arbeitsumgebung organisatorische Fragen niederschwellig anzugehen.
Ein Beispiel, wie dieser Austausch ermöglicht werden kann, wurde am Forschungszentrum Borstel, dem Leibniz Lungenzentrum, etabliert. Dort melden sich Promovierende, Postdocs oder technische Mitarbeiter*innen, um in ihren jeweiligen Arbeitsgruppen als sogenannte Scientific Integrity Scouts den Forschungsprozess in gwP-relevanten Themen über einen gewissen Zeitraum fachlich zu begleiten. Die Funktion kann ohne förmlichen Prozess durch Absprache und mit unterschiedlicher Amtszeit übernommen werden. Zu diesem Prozess der wissenschaftlichen Selbstorganisation gehört auch, dass die Scientific Integrity Scouts die Aufgabe neben ihren wissenschaftlichen Aufgaben ausüben. Ein regelmäßiges Seminarangebot, die sogenannten Scout Meetings, gibt fachliche Anleitung, ermöglicht Austausch zu gwP-Themen und vermittelt Methoden zu Bearbeitung in der eigenen Forschungsgruppe, die im Kreis der Scouts erprobt werden. Dies ermöglicht den Scouts, wichtige Kompetenzen für ihre eigene Karriereentwicklung zu erwerben. Diese durch Scientific Integrity Scouts initiierten Austauschmöglichkeiten ergänzen Schulungen sowie Vorlesungs- und Seminarveranstaltungen zu Fragen der guten wissenschaftlichen Praxis. Insbesondere sorgen sie für einen Transfer in den Forschungsalltag unter Berücksichtigung von einrichtungs- oder fachspezifischen Besonderheiten. Die Sicherung wissenschaftlicher Integrität erfordert nicht nur reine Kenntnis der Regelwerke, sondern auch konkrete Vorstellungen zur Umsetzung der Regeln, eine offene, vertrauensvolle Atmosphäre, Kompetenz in den Grundlagen von Kommunikation und Interaktionspsychologie und eine konstruktive Fehler- und Lernkultur. Hier setzen die Scientific Integrity Scouts und das mit ihnen verbundene Austauschformat an. Es werden Foren und Anreize geschaffen sowie ein Raum für die Wahrnehmung und Auseinandersetzung mit Regeln und Grenzen guter wissenschaftlicher Praxis eröffnet. Die Scientific Integrity Scouts sind innerhalb der einzelnen Arbeitsgruppen Ansprechpersonen in Fragen guter wissenschaftlicher Praxis. Sie greifen gwP-relevante Themen in ihren Forschungsteams auf, informieren sich über neue Entwicklungen im Feld der wissenschaftlichen Integrität, bringen diese neuen Aspekte in ihren Arbeitsgruppen zur Sprache und geben dadurch Impulse zur Verbesserung der wissenschaftlichen Arbeit im Forschungsteam. Scientific Integrity Scouts weisen neue Mitarbeiter*innen der Arbeitsgruppe in die gwP-Regeln, deren Umsetzung in der Gruppe und der Institution sowie in das sogenannte Borsteler Modell der guten wissenschaftlichen Praxis ein. In Teambesprechungen bringen sie Informationen zu neuen Entwicklungen ein und bearbeiten auf Gruppenretreats mit den Teammitgliedern konkrete Aspekte wie Fehlerkultur, Kommunikation, Transparenz und Nachvollziehbarkeit des Forschungsprozesses sowie Implementierung von Strukturen und Abläufen, die die gute wissenschaftliche Praxis fördern. Als Scientific Integrity Scouts übernehmen sie Verantwortung für den Austauschraum für Fragen guter wissenschaftlicher Praxis und erlernen praktische Herangehensweisen, um – ganz im Sinne des Leitmotivs des DFG-Kodex – eine positive Fehlerkultur in Forschungsgruppen zu etablieren. Die Multiplikator-Rolle der Scouts generiert eine breite Wirksamkeit über den Kreis der Scientific Integrity Scouts hinaus (reverse teaching).
Zum Thema siehe auch
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LL2 (Allgemein)
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