Kommentar zu:

Der folgende Kommentar bezieht sich auf diese Leitlinie*n

Leitlinie 15

Publikationsorgan

Autorinnen und Autoren wählen das Publikationsorgan – unter Berücksichtigung seiner Qualität und Sichtbarkeit im jeweiligen Diskursfeld – sorgfältig aus. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die die Funktion von Herausgeberinnen und Herausgebern übernehmen, prüfen sorgfältig, für welche Publikationsorgane sie diese Aufgabe übernehmen. Die wissenschaftliche Qualität eines Beitrags hängt nicht von dem Publikationsorgan ab, in dem er öffentlich zugänglich gemacht wird.

Erläuterungen:

Neben Publikationen in Büchern und Fachzeitschriften kommen insbesondere auch Fachrepositorien, Daten- und Softwarerepositorien sowie Blogs in Betracht. Ein neues oder unbekanntes Publikationsorgan wird auf seine Seriosität hin geprüft. Ein wesentliches Kriterium bei der Auswahlentscheidung besteht darin, ob das Publikationsorgan eigene Richtlinien zur guten wissenschaftlichen Praxis etabliert hat.

Vielfältige (digitale) Publikationsmöglichkeiten in den Geistes- und Sozialwissenschaften

Für die Veröffentlichung geistes- und sozialwissenschaftlicher Forschungsergebnisse eignet sich eine Vielfalt an Formaten und Medien. Hierzu zählen sowohl Textpublikationen in Form von Monografien oder Zeitschriften- und Sammelbänden als auch Ausstellungskataloge, Blogbeiträge, Podcasts, Wörterbücher, Presseartikel, Datensätze und Softwarecodes. Auch Buchpublikationen haben nach wie vor einen hohen Stellenwert. Insbesondere in den Geistes- und Kulturwissenschaften befinden sich Publikationspraktiken im Wandel. Die frühzeitige Öffnung von Diskursräumen zu wissenschaftlichen Ergebnissen gewinnt zunehmend an Bedeutung; dazu werden zunehmend Preprint-Server wie z. B. Zenodo und SSOAR genutzt. Aufgrund der hohen Dynamik der digitalen Publikationsmöglichkeiten besteht eine besondere Verantwortung darin, die Seriosität von Publikationsorganen und Veröffentlichungsplattformen gründlich zu prüfen. Für Veröffentlichungen ist individuell zu prüfen, welches Publikationsorgan sich am besten eignet. Hierbei ist auch zu beachten, dass innerhalb der Geistes- und Sozialwissenschaften einige Fächer eher Aufsatz-orientiert, andere eher Monografie-orientiert ausgerichtet sind. Auch hybride Publikationsformen sind möglich, beispielsweise um Publikationen sinnvoll zu prozessualisieren oder Inhalte adäquat zu komplementieren.

Die unterschiedlichen Publikationsorgane bringen unterschiedliche Qualitätssicherungsverfahren mit sich, die bei der Wahl des Publikationsorgans und der Bewertung der wissenschaftlichen Leistung berücksichtigt werden sollten. Monografien und Zeitschriften- oder Sammelbände durchlaufen in der Regel vor ihrer Veröffentlichung ein Peer-Review-Verfahren oder ein Redaktionsreview. Die Qualitätssicherung anderer Organe und Formate wie Blogs, Datensätze oder Software findet teilweise vor Veröffentlichung, teilweise erst durch die sich der Veröffentlichung anschließende Diskussion in den Communities statt. Grundsätzlich soll die Zitierfähigkeit mittels persistent identifiers, z. B. DOIs, sichergestellt werden; dies betrifft auch Podcasts und Blogs.

Die dynamische Entwicklung von Publikationsprozessen impliziert, dass sich ein weites Feld an Möglichkeiten darbietet, um Forschungsergebnisse digital zu veröffentlichen. Für wissenschaftliche Ergebnisse, die hybrid oder ausschließlich digital veröffentlicht werden, wie wissenschaftliche Editionen, Aufsätze in einigen Fachzeitschriften, Datenbanken oder computergestützte Werkzeuge, spielen die Zugangs- und Langzeitarchivierungsbedingungen des Publikationsorgans bei der Wahl eine wichtige Rolle. Bereits vor der Publikation empfiehlt es sich zu klären, wie die für die langfristige Verfügbarkeit notwendige Pflege und ein dauerhafter Zugang zu den Ergebnissen bzw. Daten durch das Publikationsorgan gewährleistet werden. Hier ist darauf zu achten, dass die Ergebnisse (möglichst) kostenlos zugänglich sind. Bei der Wahl des geeigneten Organs sollte zudem berücksichtigt werden, dass es bereits etablierte Publikationsplattformen gibt und solche, die sich erst im Prozess des Konfigurierens befinden. Repositorien wie etwa SSOAR, Zenodo oder GitHub verfügen dabei bereits über anerkannte Standards, die sich oft erheblich von kommerziellen Verlagen unterscheiden.

Bei Datenpublikationen sind zudem die aktuell geltenden datenschutz- und urheberrechtlichen Bestimmungen zu beachten, insbesondere in internationalen Forschungskooperationen.

Der Kommentar gehört zu folgenden Kategorien:

LL15 (Geistes- und Sozialwissenschaften)

|